Mehr Lohn?
Selten würde da jemand nein sagen. Oder doch: Der Chef vielleicht?
Ich denke, das könnte man ja ausprobieren:
Die Frau an der Kassa im Supermarkt geht zum Filialleiter und sagt: Ich will mehr Lohn“!
Der sagt: „Ich auch, aber das geht nicht, da müssen’s in der Zentrale anrufen“.
Der Maschinenarbeiter in einer Fabrik ohne Betriebsrat geht zum Werksleiter und sagt: „Eine Lohnerhöhung bitte“.
Der sagt: „Das geht nicht, da könnten ja dann alle anderen auch kommen“.
Mir ihrer Forderung sind sie gescheitert. Alleine sind sie zu schwach!
Nicht scheitern allerdings Gewerkschaften mit den Betriebsräten an ihrer Seite, wenn sie für alle Beschäftigten einer Branche Lohnforderungen stellen und Verbesserungen des Kollektivvertrags verlangen. Gemeinsam sind sie stark!
Darüber gibt’s dann Verhandlungen mit der Unternehmerseite. Und Ergebnisse!
Jedes Jahr im Herbst berichten dann die Medien darüber.
Wie zum Beispiel der „Kurier“ am 14. Oktober 2011, sogar auf der Titelseite:
Meist beginnen im Herbst die „Metaller“ mit den Kollektivvertragsverhandlungen, dann folgt der „Handel“ und die „Beamtengewerkschaft“.
Doch wie geht’s da zu beim verhandeln, wie bereitet man sich vor?
Als Einer, der jahrzehntelang bei den Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller dabei war, könnte ich viel erzählen.
Das wichtigste ist: „Rede nur, wenn du die Zahlen kennst“!
Wie ist die Branchenentwicklung, wie hoch waren die Gewinnausschüttungen an die Eigentümer, um wie viel sind die Managergehälter gestiegen u.s.w..
Und: Ein gutes Ergebnis braucht Zeit!
Das bedeutet: Mehrere Runden, viele Stunden, möglichst ohne „Wunden“!
Am Verhandlungstisch ist gegenseitiger Respekt wichtig. Da kann es hart, aber es sollte immer fair zugehen. Aber emotionslos ist es nie!
Lohnverhandlungen sind immer eine Nervensache!
Das Ergebnis ist immer ein Kompromiss, der für beide Seiten des Tisches gerade noch vertretbar ist.
Denn es geht ja um viel! Wenn die Jahreslohn -u. Gehaltssumme in der Metallindustrie etwa 8 Milliarden Euro beträgt, so hat schon 1% Lohnerhöhung einen Wert von 80 Millionen Euro!!!!
Also, Millionenbeträge, oft in dreistelliger Höhe, am Verhandlungstisch zu erstreiten und damit Lohnerhöhungen für die Arbeitnehmer ganzer Branchen zu sichern, das ist schon was!
Nicht zu Unrecht hat einmal ein Österreichischer Bundespräsident gesagt:
„Gewerkschaften sind das Soziale Gewissen in unserem Land“!